Bloggerwanderung durch das Hohe Venn

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Da die erste Bloggerwanderung bereits einige Wochen zurück lag und ich bei der zweiten Wanderung durch die Rhön nicht dabei sein konnte, entschlossen wir uns, eine winterliche Wanderung durch das Hohe Venn zu machen. Einen Teil der Route kannte ich bereits von unserer Wanderung entlang von Hill und Getz, da mir dort aber der Blick über das Moor verwährt blieb, sollte ich nun auf meine Kosten kommen.

Um 10 Uhr trifft sich der Männertrupp, bestehend aus René von outdoor-spirit.de, Jens vom Hiking Blog und Sven vom Freiluft Blog, am Naturzentrum Ternell, von wo aus ich auch schon zur letzten Wanderung gestartet war. Aender von Treking.lu hatte bereits im Voraus aus terminlichen Gründen abgesagt, Angelica von WandernBonn muss auf Grund der Wetterlage leider absagen, René hat es kurz vor dem Start der Tour aber noch mal auf den Punkt gebracht:

Angelica hatte im Vorfeld die Route „Die Wasser des Venn (II): An Hill, Getz, Esch- und Steinbach“ von Natur Aktiv Erleben vorgeschlagen, da sie diese bereits gegangen war und sich auskennt. Bei Natur Aktiv Erleben ist die Route mit 22 Kilometern ausgeschrieben und bietet zum Glück einige Punkte, an denen wir die Tour gegebenenfalls abkürzen können, da wir alle nicht wissen, wie wir mit dem Schnee zurecht kommen und ob unsere Kondition mitmacht. Die Tatsache, dass schon allein der nördliche Teil der Runde ca. 20 Kilometer lang ist, veranlasst uns zum umdisponieren. Dazu später mehr.

Wir starten also um etwa 10:30 Uhr am Naturparkzentrum Ternell, nachdem wir alle nötige Ausrüstung angelegt haben. Meine Gamaschen musste ich bereits gestern präparieren, da das Anlegen eine ziemliche Prozedur ist, die Jungs legen ihren Beinschutz noch flott an und die Trekkingstöcke werden auf die richtige Länge gedreht – schon kann es losgehen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht es in den Wald hinein und ich mache den „Fehler“, den Jungs zu erzählen, dass ich hier eineinhalb Monate vorher schon mal unterwegs war. Und schon bin ich der „Guide“ – für den Rest der Tour. Da sich aber niemand den Track auf sein GPS gespielt hat, bleibt der Job des Guides an mir hängen. Und den Guide bei verschneiten Pfaden zu machen, ist gar nicht so einfach. Dazu später auch mehr.

Nach einigen Metern wechseln wir das unter der Schneedecke vermutete Terrain und die Jungs können sich an den ersten Metern Holzsteg versuchen, der das Hohe Venn auf einigen Teilen durchzieht. Das Venn, das an der Grenze zwischen Deutschland und Belgien mit einer Ausdehnung von etwa 4.500 ha verläuft, ist ein Hochmoor und gehört zum Naturpark Hohes Venn-Eifel. Da das Klima hier relativ rau und regenreich ist, führen zahlreiche Holzstege die Wanderer und Spaziergänger trockenen Fußes durch die sumpfige Landschaft. Leider bleiben weite Strecken der Holzstege heute vor uns unter einer dicken Schneedecke verborgen.

Nachdem wir also nach einigen hundert Metern wieder auf einem Waldweg angekommen sind, müssen wir einen kleinen Umweg nehmen, da die Brücke unterhalb unseres Standpunktes über die Getz immer noch gesperrt ist. Es geht ein Stück links herum, dann bei der nächsten Möglichkeit rechts und über eine andere Brücke. Sven nutzt die Gelegenheit und macht einen kleinen Abstecher, um einen Cache zu loggen, den ich auf der letzten Tour schon geloggt habe. Zurück auf dem Weg passieren wir die morsche Brücke, über die der Weg eigentlich führen soll und stapfen unweit des Zustiegs zur Brücke durch den Schnee hinauf in Richtung Kutenhard, eines der Teilstücke der weiten Vennlandschaft.

Oben angekommen müssen wir uns entscheiden, ob wir die Tour links oder rechts herum gehen wollen und entscheiden uns für rechts. Eine Weile wandern wir entlang eines schnurgeraden Forstweges, zu unserer rechten Seite Nadelwald, zur linken die weite Vennlandschaft, bis wir an eine kaum erkennbare Kreuzung gelangen und den Weg erst einmal suchen müssen. Dank unserer Navigationsgeräte wählen wir einen kleinen Pfad, der links des Hauptweges abgeht. Ein Stück weit gehen wir diesen Hohlweg, den Bäume an den Seiten säumen, der sich jedoch schon bald in einen der bekannten Holzstege verwandelt.

Die Holzstege sind, wie oben bereits erwähnt, unter der dicken Schneedecke kaum auszumachen und so orientieren wir uns zunächst an vereinzelten Löchern in der Schneedecke, an denen der Schnee durch die Ritzen des Holzsteges gefallen ist. Je weiter wir aber auf offenes Feld gelangen, desto weniger solcher Löcher sehen wir noch. Ein neuer Anhaltspunkt muss her – und so merke ich (als aufmerksamer Guide) nach einigen Metern, dass das Gras vor dem Schneefall an den Steg geweht wurde und der Teil des Grases, der durch die Schneedecke guckt, eine fast schnurgerade Linie bildet.

So stapfen wir im Gänsemarsch hintereinander durch den etwa 15 cm hohen Schnee und genießen die Ruhe der Winterlandschaft. Keine Menschenseele weit und breit, nur das Knistern unter den Schuhen und tolle Ausblicke so weit das Auge reicht. Etwas mehr als einen Kilometer tasten wir uns auf den verschneiten Holzwegen vorwärts, bevor wir wieder festen Boden unter den Füßen haben und hinter einem kurzen Waldstück auf die Ruinen des Reinartzhofes treffen, an dem ich bereits auf der Eifelsteig-Etappe von Roetgen nach Monschau vorbei gekommen bin. In den alten Mauern des Oberhofes machen wir uns noch einmal auf die Suche nach einem Geocache, den wir dank glücklicher Fügung auch ziemlich schnell unter der Schneedecke ausmachen können.

Der Reinartzhof entstand hier in der Abgeschiedenheit des Waldes und des Venns bereits im Jahr 1334 und bot Wanderern, Forstarbeitern und Pilgern eine Unterkunft. Er bestand aus Ober-, Mittel- und Unterhof und wurde im Jahr 1961 aufgelöst, nachdem die Besitzer im Jahr 1958 enteignet wurden. Man vermutete, dass der landwirtschaftliche Betrieb das Wasser der Wesertalsperre verschmutzen könnte. Eines der Schilder am Wegrand erzählt uns, dass die Höfe im Winter regelmäßig von der Außenwelt abgeschnitten waren – und nach der langen und streckenweise kräfteraubenden Wanderung hierhin kann ich das nur zu gut nachvollziehen.

Etwa in der Mitte des Hof-Arangements unterhalten die Pfadfinder eine kleine Kapelle sowie eine Schutzhütte, die wir für eine erste Pause nutzen. Ein vereinzelter Wanderer begrüßt uns dort, sucht aber schnell das Weite, als der Trupp der bunten Jacken in das Häuschen einmarschiert. Dort stellt auf einmal jemand fest, dass es deutsches Netz gibt und sofort werden alle Handys gezückt, um zu twittern und zu facebooken. Blogger halt… 😉

Ein weiteres Indiz dafür, dass wir als Blogger-Trupp unterwegs sind, zeigt sich nach einem warmen Getränk und einer kleinen Stärkung: Wir nutzen die kurze Pause für die verschiedensten Produktfotos von Ausrüstungsdingen, die auf der Tour von (fast) jedem getestet werden. Alles und jeder wird mit eiskalten Fingern fotografiert, Sven wagt sich für sein Foto sogar ohne Jacke vor die Tür der Schutzhütte (Das nenne ich Einsatz!), während René noch eine Schippe drauflegt und ein durchaus außergewöhnliches Kopfwärmegerät auspackt.

Während alle ihre Testprodukte fotografieren, entschließe ich mich dazu, einen kurzen „Behind-the-Scenes“-Bericht zu machen. Also: Meine Damen und Herren, wenn sie gerne wissen möchten, wie die tollen Produktfotos zu den noch tolleren Testberichten auf unseren Blogs zustande kommen, klicken sie bitte auf diesen Link!“

Nachdem das Testmaterial – sofern es nicht eh während der Tour getragen wird – wieder verstaut ist und wir wieder gestärkt sind, setzen wir unseren Weg fort. Es geht etwas bergab zum Unterhof, wo wir an einem alten Brunnen den letzten Geocache für heute heben wollen. Da wir mittlerweile trüffelsauengleich die Schneedecke durchleuchten können, lässt auch hier der Erfolg nicht lange auf sich warten und wir halten die Dose schon bald in den Händen.

Weiter bergab folgen wir nach einer Rechtskurve weiterhin dem Eifelsteig, passieren eine Brücke über den Steinbach und wandern geradeaus ein Stück den Berg wieder hinauf – bis mir auffällt, dass wir uns um 200 Meter verlaufen haben. „War direkt hinter der Brücke ein Weg?“ frage ich in die Runde. Einstimmige Antwort: „Nein, ich hab keinen gesehen.“ Also geht es wieder bergab zum Steinbach – und siehe da: Ein schmaler Pfad schlängelt sich am Bach entlang. Über Wurzeln, durch Sträucher und – da es mittlerweile ein wenig taut – ganz viel Matsch bahnen wir uns den Weg zum nächsten Zwischenziel. Schweigend laufen wir hintereinander her und genießen das Abenteuer Schneewanderung bei jedem Schritt.

Nur hin und wieder ist hinter mir ein leises „Sch****“ zu hören, wenn einer der Kollegen durch die Schneedecke in ein großes Matschloch getrampelt ist. Getreu dem Motto „Dreckig sind wir eh schon, dann können wir da jetzt auch noch durch“ machen wir nach ca. 5 Minuten auf dem vor sich dahin tauenden Pfad auch keine Umwege um die matschigen Stellen mehr und spielen so richtig Wildsau. Ärgerlich, wenn wir diesen Teil der Strecke verpasst hätten.

An einer Stelle, an der eine nicht wirklich vertrauenserweckende Brücke über den Steinbach führt, entschließen wir uns, das obligatorische Gruppenfoto zu machen.

Foto: Sven Linckels, Freiluft-Blog

Nach dem kurzen Fotoshooting setzen wir unsere Adventure-Tour auf der anderen Seite des Baches fort. Allerdings werden hier die Wege so schmal, dass wir uns Mühe geben müssen, um den richtigen Pfad zu erkennen. Wir halten uns strikt an die Vorgabe des GPS-Geräts und wandern noch einige Zeit auf einsamen und sehr schmalen Pfaden geradeaus, bis wir den Waldrand erreichen und wieder den weiten Blick über das Hochmoor genießen können.

Es geht wieder ein gutes Stück bergauf am Waldrand entlang, schnurgerade. Dann biegen wir links ab und folgen dem Waldrand noch ein Stück, bevor es wieder auf die verschneiten Holzstege über das Kutenhard-Venn geht. Meine Kraftreserven gehen langsam zuneige und ich sehe schon eine Tanknadel im roten Bereich vor meinem inneren Auge. Habe ich mich da etwa ein bisschen über- oder verschätzt? Ich merke, wie die Konzentration auf dem 40 cm breiten Steig, der nun deutlich höher liegt als auf dem ersten Holzsteg-Stück und aus der Schneedecke hervorragt, schwindet und jeder Meter wird fast zur Qual. Da musst du jetzt durch, Freundchen!

Am Ende des Steges treffen wir auf drei Personen, die wohl die ganze Tour über vor uns gelaufen sein müssen. Wir lassen sie wieder vorgehen und verschnaufen kurz. Dann gehen wir die letzten Kilometer an. Am Waldrand entlang wandern wir mit schweren Füßen zurück zu der Stelle, an der wir uns am Morgen für links oder rechts entscheiden mussten. Von hier aus kennen wir den Weg noch und machen uns in der Dämmerung auf zum Parkplatz.

Zurück an der Absperrung zur Brücke über die Getz ist mein Tank nun völlig leer. Auch bei den anderen scheint Energiebedarf zu bestehen – und so hauen wir uns vor der letzten Steigung zum Parkplatz alle noch mal einen Schokoriegel rein. Während die drei Jungs vor mir den Berg hochstapfen denke ich mir die ganze Zeit „Die Tour soll doch insgesamt (!) 22 Kilometer lang sein. Also mit dem Hilltal inklusive. Wir haben ja gerade mal einen Teil davon gelaufen und haben das Hilltal ausgelassen. Zum Glück konnten wir abkürzen!“

Fazit

Im Hohen Venn bin ich immer wieder gerne unterwegs. Bisher war ich aber noch nie im Winter dort. Im Sommer zeigt sich die Landschaft gerne von ihrer mystischen, dunklen Seite. Das tut sie genau so im Winter. Die dicken Nebelschwaden unterwegs und die Stille, die Weite und die Unberührtheit der Landschaft tun dann ihr Übriges. Im Frühjahr werde ich noch ein paar Mal hier hoch kommen.

Ich habe mich im Vorfeld wie ein kleines Kind auf die Tour mit den Jungs und dem Mädel gefreut. Schade, dass nicht alle dabei sein konnten. Und danke noch mal an die, die dabei waren. Meine Vorfreude war nicht umsonst, denn das war ein perfekter Tag gestern. Besser hätte so eine Wintertour nicht sein können.

Weitere Bilder der Tour

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5 KOMMENTARE

  1. Schließe mich mit dem schönen Bericht an, Schneetour wäre mir lieber gewesen als drinnen zu hocken, aber mit meiner Erkältung wäre es eh nicht gegangen. Dort war ich auch noch nicht, gibt’s ja auch nix zu klettern, oder? 😉
    Viele Grüße, Bernd

  2. Bin ich Jens Meinung. Ich könnte mir all Eure Post durchlesen, da ich sehr spanndend finde. Ich bin echt froh, dass es so begeisterte Wanderfreaks wie Euch gibt.

    Gruß aus München,

    Dom

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